FundeTerra Sigillata Schale Aus dem Brunnen stammt die Schale des Töpfers CINNAMUS, der in einem der wichtigen Produktionsorte im heutigen Lezoux bei Clermont-Ferrant am östlichen Rand des französischen Zentralmassivs arbeitete. (Abb. 12) Sie dürfte eine Opfergabe gewesen sein, da sie praktisch neuwertig in den Brunnen gelangte. Sie ist eine sog. reliefverzierte Terra Sigillata Schale, also ein Repräsentant des römischen Edelgeschirrs. Diese Art von Geschirr wurde nur an relativ wenigen Orten im römischen Reich hergestellt. Man benötigte eine spezielle Art von Ton, die zudem in besonderer, auch zeitraubender Weise verarbeitet wurde. SchreibtäfelchenEin weiterer spezieller Fund waren die Fragmente eines Schreibtäfelchens. (Abb. 15) Solche Täfelchen dienten dem täglichen Bedarf an Schreibgerät, denn Papier war ja noch nicht bekannt. Es gab zwar Papyrus und auch Pergament, aber beide waren viel zu teuer für den normalen Verbraucher. SchlüsselWeitere bemerkenswerte Funde waren 2 Schlüssel (Abb. 17). Die damaligen Schlösser waren keine Drehschlösser wie heute, sondern hatten einen Schiebemechanismus; man mußte den Schlüssel in ein Schlüsselloch stecken und dann seitlich verschieben. Der Bart mußte natürlich, wie heute, passen. KeramikWie immer bei solchen Ausgrabungen wurden große Mengen an Keramikscherben gefunden. Ebenso wie heute Porzellan oder Steingut war Keramik überall im Haushalt vertreten, selbst als Kochtöpfe. Auch als Verpackungsmaterial für den Transport flüssiger Ware oder von Schüttgut, wie Getreide, Früchten, Mehl o. ä., wurden Keramikgefäße genutzt. Zudem vergeht Keramik nicht, wenn sie in den Boden kommt. Deshalb stellen solche Scherben den Löwenanteil an Fundmaterial bei jeder Grabung. TierknochenEbenso tauchen immer wieder Tierknochen auf, die auf Ernährung und Lebensweise der Villa schließen lassen. Rind, Schwein, Schaf, Ziege sind immer zu finden, wobei das Schwein der Hauptfleischlieferant war. Rinder wurden zur Milchproduktion und vor allem als Zugtiere gehalten. Man sollte sich in Erinnerung rufen, daß das Pferdekummet erst im frühen Mittelalter erfunden wurde, das Pferd also zur Römerzeit in erster Linie Reit- und nicht Zugtier war. HolzfundeVon Bedeutung, jedoch nicht ausgestellt, sind die Holzfunde aus dem Brunnen. Sie erlauben eine dendrochronologische Datierung, d. h. man kann aufgrund der Struktur der Jahresringe feststellen, wann ein gefundenes Stück Holz geschlagen wurde. Voraussetzung ist eine hinreichende Größe und ein entsprechender Querschnitt des Stammes.
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